Interview: Lea Hörmandinger
Why TU
DI Marie Christine Ertl (35) hat an der TU Wien Elektrotechnik und Informationstechnologie im Bachelor, Mikroelektronik und Photonik im Master sowie ein Doktoratsstudium der technischen Wissenschaften begonnen, das sie gerade abschließt. Sie ist Mutter von drei Kindern (14, 11, 6 Jahre) und hat über die Jahre Studium, Forschung, Fachschaftsarbeit und Familienleben miteinander verbunden.

Liebe Marie, warum hast du dich damals für die TU Wien entschieden – und welche Rolle hat das Female-Empowerment-Programm TU.impact dabei gespielt? |
2007 habe ich mit meinem Studium begonnen und viele ungläubige Blicke geerntet: ein Mädchen in der Elektrotechnik, und dann auch noch vom Gymnasium? Female Empowerment war damals kein Thema, TU.impact gab es noch nicht. Die TU Wien setzte aber schon auf Outreach. Ein Physikunterricht-Besuch eines Professors und eines Studenten hat mich in der 7. Klasse begeistert. Von meinen Mitschülerinnen war ich die Einzige, die ein technisches Studium begann. Deshalb wollte ich zeigen, dass Elektrotechnik auch Frauensache ist: als Studienvertreterin, in Tutorien und bei der Inskriptionsberatung. TU.impact geht heute noch weiter, bringt Generationen von Frauen und Mädchen zusammen und schafft Role Models. Es freut mich, inzwischen selbst eines sein zu können. |
Welche Future Skills hast du dir an der TU Wien aneignen können? |
Die TU Wien vermittelt eine fundierte Ausbildung und legt Wert auf Zusammenarbeit. In Lerngruppen habe ich Teamfähigkeit gelernt, dazu Zeitmanagement und Selbstorganisation. Besonders prägend war die Problemlösungskompetenz – hilfreich in Technik und Alltag. Durch mein Engagement in Fachschaft, Studienvertretung und Fakultätsrat habe ich Kommunikationsstärke entwickelt und gelernt, Verantwortung zu übernehmen. |
Als Mutter und Studierende: Wie hast du Care-Arbeit und Studium an der TU Wien vereinbart – und was hast du dabei über Leadership gelernt? |
Als ich Mutter wurde, hat das mein Leben und auch mein Studienleben grundlegend verändert. Nicht mehr Frau über die eigene Zeit zu sein, war eine Umstellung. Wenig Schlaf und dann trotzdem Elektrodynamik zu lernen für die anstehende Prüfung – das war anfangs hart. Ich musste erst lernen, für mich und meine Bedürfnisse und die meiner Familie einzutreten, mir Unterstützung zu suchen und mir Freiräume zu schaffen. Um damit meine Zeit so effizient wie möglich zu nutzen und mit gutem Beispiel voranzugehen. Terminliche Herausforderungen zu meistern, hat nochmals ein besseres Zeitmanagement erfordert. Und dann ist da das Verantwortungsbewusstsein: Plötzlich ist da ein kleiner Mensch, der komplett von dir abhängig ist. Eigeninitiative, Kritikfähigkeit und Selbstreflexion sind weitere Skills, die man als Eltern miterlernt. Manchmal geht etwas schief – daran darf man dann nicht verzweifeln. Aus jeder Erfahrung lernt man. Am besten lernt man, wenn es mal nicht so gut klappt. |
Welche Unterstützung der TU Wien war für dich besonders wertvoll? |
Es gibt viele Angebote: Krabbelstube, Kindergarten, Kinderfonds, Eltern-Kind-Raum. Besonders hilfreich war die Ferienbetreuung des TU-Kids-&-Care-Büros – sechs Wochen abwechslungsreiches Programm, von dem wir meist zwei Wochen nutzen konnten. Auch meine Tochter konnte ihre Berufspraktischen Tage an der TU absolvieren. Wichtig war auch die Flexibilität der Professor*innen: Sondertermine für Prüfungen, Nachholmöglichkeiten für Labore und jetzt im Doktorat Verständnis für die Vereinbarkeit mit Kinderbetreuung. |
Welche Tipps gibst du Studierenden, die zwischen Studium, Familie und Karriere wachsen wollen? |
Nicht aufgeben! Herausforderungen gehören dazu, aber daran wächst man. Lösungskompetenz und Resilienz sind zentrale Skills – und machen einen auch für die Kinder zum Vorbild. Ein gutes Elternnetzwerk ist Gold wert: sich austauschen, gegenseitig unterstützen, Freiräume schaffen. Und ganz wichtig: Prioritäten setzen. |