Als Leiter des „Transvital Platform“-Teams bei Hitachi Rail verbindet Reinhard Hametner Bahntechnologie mit Musik und zeigt, wie Innovation und Work-Life-Balance zusammen funktionieren.

Im Gespräch mit Reinhard Hametner
Sie haben an der TU studiert und leiten heute das Transvital-Team bei Hitachi Rail. Welche Skills aus dem Studium nutzen Sie heute am meisten?
Das technische Fundament für meine berufliche Laufbahn habe ich während meines Masterstudiums im Studiengang Elektrotechnik erworben. Unter anderem die Vorlesungen zu Automatisierungstechnik und verteilter Steuerungstechnik lehrten eine wichtige Basis, auf die ich heute in der Bahnindustrie aufbauen kann.
Mein Doktoratsstudiums habe ich am Institut für Automatisierungs- und Regelungstechnik absolviert. Da konnte ich meine wissenschaftliche Expertise vertiefen; die Arbeit hat aber vor allem auch strukturiertes Denken sowie das klare und eindeutige Formulieren technischer Aspekte gefördert – Fähigkeiten, die für die Entwicklung und das Design sicherheitskritischer Systeme unerlässlich sind. An dieser Stelle möchte ich mich für die Betreuung bei Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. sc. techn. Georg Schitter und Univ.-Prof. DI Dr. Alois Zoitl (jetzt Professor an der Johannes Kepler Universität Linz) während dieser Reise bedanken.
Die Veröffentlichung meiner Forschungsergebnisse bei internationalen wissenschaftlichen Konferenzen legte den Grundstein für meine aktive Teilnahme an internationalen Forschungsprojekten, Standardisierungsgremien und weltweiten Projekten bei Hitachi Rail.
„Die Transvital Platform gilt als Prestigeprojekt von Hitachi Rail. Wie soll sie den Schienenverkehr revolutionieren und welche technischen Innovationen sind entscheidend?“
Die Transvital Platform, basierend auf TAS-Platform-Technologie, ist ein sicheres Basissystem für sicherheitskritische Anwendungen – sicher im Sinne von „Safe“ und „Secure“. Als bewährte Technologieplattform ist sie bereits seit rund 25 Jahren im Einsatz und läuft weltweit auf über 50.000 Instanzen von Hitachi-Rail-Train-Control-Lösungen, wie zum Beispiel elektronischen Stellwerken, Zugsicherungssystemen oder Betriebsführungszentralen. Diese Lösungen verbindet eines: Sie alle brauchen sichere Technologie für Datenverarbeitung und Kommunikation. TAS Platform bietet dies als generische Grundlage, auf der Applikationen entwickelt und zugleich Synergien optimal genutzt werden können. Ergänzt um ein umfassendes Servicepaket wird TAS Platform zu Transvital, einer Plattform, von der Applikationen auch in anderen sicherheitskritischen Bereichen außerhalb der Bahnindustrie profitieren können.
Als neueste technische Innovation ermöglicht die TAS Platform nun auch das Betreiben sicherheitskritischer Anwendungen in einem Rechenzentrum, unter Einhaltung der höchsten Sicherheitsstufe SIL4 (Safety Integrity Level 4). Die dafür benutzte Cloud-Technologie revolutioniert die Bahnindustrie. Denn sie unterstützt dabei, Anwendungen flexibel an die Bedürfnisse von Infrastrukturmanagern und Bahnbetreibern anzupassen – ein erheblicher Vorteil im stetig wachsenden Sektor der nachhaltigen Bahn-Mobilität. Cybersecurity, Virtualisierung und moderne, innovative Safety- und Security-Modelle spielen dabei eine entscheidende Rolle. In Summe ein wirklich spannendes Thema, das dabei hilft, die digitale Transformation der Bahn voranzutreiben.
Welche Rolle spielen Technologien wie KI und Predictive Maintenance bei der Entwicklung der Transvital Platform?
Hitachi Rail nutzt das Potenzial künstlicher Intelligenz unter anderem für die Analyse von Diagnosedaten oder internem Wissenstransfer. Auch im Bereich der TAS Platform Entwicklung evaluieren wir die Anwendung von KI, zum Beispiel bei Cybersecurity-Aspekten. Aktuell findet KI jedoch keine Anwendung im Bereich sicherheitsrelevanter Funktionen. Es gibt dafür auch noch keine Basis für eine erfolgreiche Zulassung im Eisenbahnbereich. Eine mögliche Nutzung in der Zukunft sehe ich als komplementär zu unseren bisherigen bewährten Arbeitsmodellen und Methoden, wie Software-Tests, Code-Reviews oder formale Modellierung.
Hitachi Rail bietet Studierenden viele Einstiegsmöglichkeiten. Welche technischen und persönlichen Kompetenzen sind besonders gefragt?
Bei der Auswahl junger Talente lege ich besonderen Wert auf eine Kombination aus technischen und persönlichen Kompetenzen. Natürlich ist die technische Expertise eine Basis, die man mitbringen sollte, aber man kann viel notwendiges Wissen auch im täglichen Job erlernen und weiter ausbauen. Das gilt vor allem für das spezifische Bahn-Know-how. Die persönliche Kompetenz hat für mich einen noch höheren Stellenwert. Die Eigenschaft, mit interdisziplinären und multikulturellen Teams effizient zusammenzuarbeiten, Kommunikationsfähigkeiten, die es ermöglichen, komplexe technische Themen verständlich zu besprechen, die Bereitschaft, sich stetig weiterzuentwickeln – das alles sehe ich als essenziell für langfristigen Erfolg. Denn ein funktionierendes Team nutzt das Potenzial diverser Persönlichkeiten, bringt zuverlässig und kontinuierlich gute Leistung und arbeitet gemeinsam an innovativen Lösungen. Hitachi Rail sucht nach motivierten und neugierigen jungen Talenten, die bereit sind, sich neuen Herausforderungen zu stellen und die einen Beitrag zu modernster Bahntechnologie leisten möchten – einer nachhaltigen Technologie für die Zukunft.
Was schätzen Sie an der Unternehmenskultur von Hitachi Rail, und warum sind Sie seit 12 Jahren dabei?
Meine Karriere habe ich im Safety-Management-Bereich gestartet. Ein Meilenstein war dabei die erfolgreiche Zulassung unserer Technologielösung für automatisierten Bahnbetrieb, gesteuert aus einer Betriebsführungszentrale, wie sie auch aktuell bei den ÖBB im Einsatz ist. Später setzte ich meinen Fokus auf die Entwicklung eines effizienten Security-Managements für sicherheitskritische Systeme im Rahmen unserer TAS Platform Technologie. Seit mittlerweile sieben Jahren leite ich nun die gesamte TAS Platform Entwicklung. Die Bahnindustrie ist sehr umfassend – sie bietet ein abwechslungsreiches Umfeld, in dem man sich laufend weiterentwickeln kann.
An Hitachi Rail gefällt mir die moderne Unternehmenskultur, die Innovationen, das Lösen technischer Herausforderungen sowie eine global vernetzte Arbeitsumgebung. Mein Team ist in Österreich, Rumänien und Deutschland verteilt und wir arbeiten eng mit Kolleginnen und Kollegen aus Spanien, Frankreich, Deutschland, Italien, Kanada, Japan und auch China zusammen. Da treffen verschiedene Nationalitäten, Kulturen und Persönlichkeiten aufeinander, die alternative Blickwinkel und frische Ideen mitbringen – das wirkt sich absolut positiv auf unsere Lösungen aus. Die familiäre Atmosphäre innerhalb unserer Belegschaft ist ein weiterer und für mich sehr wesentlicher Grund, warum ich nun schon so lange bei ein und demselben Unternehmen arbeite. Ich bin überzeugt davon, dass ein diverses Team, in dem sich alle wohlfühlen, gemeinsam echten Mehrwert schafft – und genau das ist auch die Philosophie von Hitachi Rail.
Wie gelingt Ihnen die Balance zwischen Karriere und persönlicher Entwicklung? Welche Tipps haben Sie für junge Führungskräfte?
Wir arbeiten für die Bahn – eine kritische Infrastruktur, daher übernehmen wir auch große Verantwortung. Hier helfen regelmäßige Selbstreflexion und die eigenen Ziele und Prioritäten klar zu definieren. Es ist entscheidend, persönliche Grenzen zu erkennen und zu respektieren. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich technische Themen sowie auch Leadership-Aspekte mit meinen Kolleginnen und Kollegen offen diskutieren kann, um für mein Team und das Unternehmen die besten Entscheidungen zu treffen. Meine Ehefrau und meine zwei Töchter sind ebenfalls eine große Stütze für mich und bieten mir einen wunderbaren Ausgleich zu meinem herausfordernden Job. Ein sehr wichtiger Teil meines Lebens ist auch die Musik. Ich bin aktiver semi-professioneller Schlagzeuger und spiele in unterschiedlichsten Bands. Das hat mich in meiner persönlichen Entwicklung maßgeblich positiv geprägt.
Meine Empfehlung ist daher eine ausgewogene Work-Life-Balance. Die eigene Definition von Erfolg sollte den beruflichen, aber auch den persönlichen Lebensbereich miteinschließen. Dies trägt zur langfristigen Zufriedenheit bei
Welche spannenden Entwicklungsprojekte stehen bei Hitachi Rail an, und welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Chancengleichheit?“
Bei vielen Bahnbetreibern steht die digitale Transformation im Mittelpunkt. Hier kann Hitachi Rail mit seinem Portfolio einen wesentlichen Beitrag leisten. Dazu zählen Projekte zur Modernisierung der Bahninfrastruktur unter anderem mit der Deutschen Bahn, ÖBB, SBB, SNCF, um nur einige zu nennen.
Nachhaltigkeit ist ein weiterer großer Treiber. Denn ein Bahnsystem, das optimal auf den tatsächlichen Bedarf ausgelegt ist, führt zu effizienterer Ressourcennutzung, robusterer, länger nutzbarer Infrastruktur und einer nachhaltigen Kapazitätserweiterung.
Cybersecurity in sicherheitskritischen Systemen wird zum integrativen Bestandteil all unserer Entwicklungsprojekte. Ein Aspekt, der nun nicht mehr allzu neu ist, aber definitiv spannend bleibt.
Jede*r Kolleg*in leistet dabei einen wichtigen Beitrag. Wie bereits erwähnt, hat Diversität in unseren Teams einen hohen Stellenwert. Ein inklusives Umfeld zu schaffen, zählt für Hitachi Rail zu den obersten Prioritäten, um Chancengleichheit und das Nutzen von Potenzialen zu ermöglichen. So gestalten wir gemeinsam die Zukunft der Mobilität.
Entgeltliche Anzeige