T E X T: mag. a Tina Landreau
Beraterin, Trainerin und Coachin im TU Career Center
Do you care? Warum Care-Arbeit ein Leadership-Training ist.
Neben dem Studium Fürsorgepflichten zu übernehmen und vielleicht auch noch einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen – das ist für viele Studierende Alltag.
Sie kümmern sich um Kinder, pflegebedürftige Angehörige oder leisten emotionale Unterstützung im familiären oder sozialen Umfeld. Diese Care-Verpflichtungen stellen auf den ersten Blick eine Herausforderung dar – sie sind aber auch eine wertvolle Lernerfahrung, die Leadership-Kompetenzen stärkt.
  Was genau ist Care-Arbeit?
Care-Arbeit umfasst alle Tätigkeiten, die dem Wohlergehen anderer dienen – physisch, emotional oder organisatorisch. Dazu zählen Kinderbetreuung, Pflege, Haushaltsführung, aber auch mentale Fürsorge.
Fürsorgearbeit ist wenig anerkannt und daher wird sie selten in Lebensläufen erwähnt. Doch es handelt sich dabei um Tätigkeiten, die ein hohes Maß an Verantwortung, Organisation und sozialer Kompetenz erfordern – Eigenschaften, die auch im Berufsleben, insbesondere in Führungsrollen, von zentraler Bedeutung sind.
  Care-Arbeit und Leadership – eine unterschätzte Verbindung
Viele der Fähigkeiten, die Leadership auszeichnen, werden durch Care-Arbeit tagtäglich trainiert – und das ganz unbewusst. Wenn wir diese Kompetenzen bewusst machen, finden wir die Verbindung zu Leadership.
  Care-Arbeit als Karrierefaktor sichtbar machen
In Bewerbungsunterlagen oder Vorstellungsgesprächen wird Care-Erfahrung selten explizit benannt. Dabei kann sie – richtig formuliert – ein starkes Argument sein. Anstatt Lücken zu erklären, können die trainierten Kompetenzen in den Vordergrund gestellt werden.
Ein solcher Perspektivwechsel zeigt, dass Care-Erfahrung kein Hindernis, sondern ein Erfahrungs- und Kompetenzgewinn ist.
  Fazit: Fürsorgeverpflichtungen erfordern Führung
Care-Arbeit leistet nicht nur einen gesellschaftlichen Beitrag, sondern schult zentrale Fähigkeiten für verantwortungsvolle Rollen im Berufsleben. Wer während des Studiums Care-Verpflichtungen übernimmt, sammelt Erfahrungen, die in klassischen Leadership-Seminaren nur schwer vermittelbar sind.
Studierende mit Care-Erfahrung verfügen über ein starkes Fundament für Führungsaufgaben – auch wenn diese Kompetenzen bisher oft unsichtbar blieben. Es lohnt sich, diese Fähigkeiten selbstbewusst zu benennen und als Teil des eigenen Karriereprofils zu verstehen.
1. EMPATHIE UND SOZIALE INTELLIGENZ
Nehmen wir das Beispiel der Kinderbetreuung – tagtäglich fordern Kinder dazu auf, sich mit den eigenen Emotionen und Bedürfnissen und denen des Kindes auseinanderzusetzen.
2. ORGANISATION UND SELBSTMAN
Bevor der Tag an der Universität oder im Büro startet, müssen Care-Verantwortliche bereits zahlreiche Dinge koordinieren und vorausplanen. Dies erfordert, komplexe Tagesabläufe zu strukturieren, Prioritäten zu setzen und Zeitressourcen effizient zu nutzen.
3. RESILIENZE
Unvorhergesehene Herausforderungen wie medizinische Notfälle oder emotionale Ausnahmesituationen erfordern, handlungsfähig zu bleiben und lösungsorientiert zu denken.
4. VERANTWORTUNGSBEREITSCHAFT
Care-Arbeit bedeutet, regelmäßig Entscheidungen zu treffen. Diese Erfahrung fördert die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen, ohne dabei die Bedürfnisse anderer aus dem Blick zu verlieren.
5. KOMMUNIKATIONSFÄHIGKEIT UND VERHANDLUNGSKOMPETENZ
  Pflegesituationen, familiäre Belastungen oder 
Betreuung erfordern klare Absprachen, das Ver-
mitteln zwischen verschiedenen Interessen und 
das Führen schwieriger Gespräche.