Vom Hörsaal in die Praxis
Studierende berichten über ihre Erfahrungen im talente.praktikum
Das talente.praktikum der TU Wien bietet Studierenden die Möglichkeit, wertvolle Praxiserfahrungen zu sammeln. Sonja und Josua, zwei Teilnehmende des Programms, teilen ihre Eindrücke und Erkenntnisse aus erster Hand. Ihre Erfahrungen zeigen, wie wichtig der Brückenschlag zwischen Theorie und Praxis während des Studiums ist.
Sonja, du warst letztes Jahr Teilnehmerin des talente.praktikums der TU. Wie ist es dir ergangen?
Sonja: Es ging mir sehr gut. Die Bewerbungsphase empfand ich als angenehm und gut organisiert. In beiden Praktika fühlte ich mich gut betreut und erhielt sinnvolle Aufgaben. Ich sammelte wertvolle Erfahrungen in neuen Bereichen, was mir bei der beruflichen Orientierung half. Besonders schätze ich die gewonnenen Einblicke in verschiedene Felder des Bauingenieurwesens. Insgesamt bewerte ich die Erfahrung sehr positiv und würde das Programm weiterempfehlen.
Und Josua, du bist gerade mittendrin, wie geht es dir damit?
Josua: Es geht ziemlich gut, danke! Der Übergang vom Studierendenleben ins Vollzeit-Arbeitsleben bringt einige Umstellungen mit sich. Ich kann dies allerdings genießen und nehme mir vor allem zu Feierabend frei, um abzuschalten. Das ist ein Unterschied zum Studium, bei dem man ständig an bevorstehende Abgaben denkt. Das Praktikum macht viel Spaß und erfüllt meine Erwartungen. Ich bin sehr dankbar, Einblicke in die Abläufe einer modernen Ingenieurgesellschaft erhalten zu dürfen.
Bei welchem Unternehmen hast du Erfahrung gesammelt und was waren deine Aufgaben?
Sonja: Ich sammelte Erfahrungen bei zwei Unternehmen: den Wiener Linien und der Firma HABAU. Bei den Wiener Linien war ich etwa 6,5 Wochen im Sommer im Bereich Objektmanagement und Gebäudeerhaltung tätig. Meine Aufgaben umfassten die Teilnahme an Objektbegehungen und Besprechungen mit ausführenden Firmen vor Ort. Zudem arbeitete ich an Vergaben und Ausschreibungen mit. Bei HABAU absolvierte ich ein ca. sechs- bis siebenwöchiges Praktikum im Winter. Dort war ich in der Bauleitung für Instandsetzung eingesetzt, hauptsächlich an einer Baustelle im Hauptgebäude der TU Wien. Meine Aufgaben beinhalteten die Unterstützung der Techniker*innen, Baustellenbegehungen und Fotodokumentationen.
Josua:Seit Anfang August befinde ich mich im ersten Abschnitt des TU-Talente-Praktikums. Bis Ende September darf ich Einblicke in das Alltagsleben eines Ingenieurs bei AFRY im Euro-Plaza in Wien sammeln. Hier bin ich bei der Abteilung „Water Resources“ angestellt und arbeite an einem Pumpspeicherkraftwerk-Projekt in Österreich, für dessen Umsetzung die Implementierung des Leitfadens zum Nachweis der Hochwassersicherheit von Talsperren erforderlich ist. Dieser wurde von der TU kürzlich aktualisiert und erst im April veröffentlicht. Die Thematik ist daher hochaktuell.
Was hat dich dazu inspiriert, dich zu bewerben?
Sonja: Ich wurde hauptsächlich durch eine Studienkollegin inspiriert. Da ich für meinen Master neu an die TU Wien gekommen war, kannte ich anfangs die Möglichkeiten für Praktika hier nicht so gut. Zudem war ich der Meinung, dass Praktika und Arbeitserfahrung wichtig für das Studium sind. Als ich dann vom talente.praktikum hörte, dachte ich mir, dass es eine gute Gelegenheit wäre, neue Eindrücke zu sammeln und Erfahrungen in anderen Bereichen zu machen.
Josua: Nach meiner Rückkehr aus dem Auslandssemester habe ich nach Jobmöglichkeiten geschaut, die inhaltlich im Zusammenhang mit meinem Studium stehen. Dafür habe ich unter anderem auch in unserer Fachschaft bzw. in den Foren der TUW recherchiert und bin dabei auf das Talente-Praktikum gestoßen, das speziell seit meinem Jahrgang auch gute Möglichkeiten für Umweltingenieur*innen bietet. Nach genauerer Recherche war mir klar, dass es sich um ein spannendes Programm handelt, von dem wir Studierende enorm profitieren können.
Wie ist es dir im Bewerbungsprozess ergangen?
Sonja: Im Bewerbungsprozess ist es mir recht gut ergangen. Besonders spannend fand ich, dass die Aufnahmegespräche online stattfanden – eine neue Erfahrung für mich. Die Atmosphäre bei den Schachdialog-Gesprächen empfand ich als entspannt. Es war interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Firmen auftraten. Besonders positiv fand ich, dass es sich anfühlte, als würden sich die Firmen auch bei mir bewerben. Das gab mir die Möglichkeit, die Unternehmen besser kennenzulernen. Insgesamt fand ich den Prozess gut organisiert und fühlte mich gut unterstützt.
Josua: Der Bewerbungsprozess für das Talente-Praktikum war spannend. Der Vorteil des Talente-Praktikums ist, dass die Anforderungen zwar hoch sind, jedoch in einem ruhigen Rahmen stattfinden. Die Schachdialog-Gespräche waren alles andere als unangenehm und haben sogar richtig Spaß gemacht!
Haben sich deine Erfahrungen mit deinen Erwartungen gedeckt?
Sonja: Meine Erfahrungen haben sich in vielerlei Hinsicht mit meinen Erwartungen gedeckt, aber es gab auch einige überraschende Wendungen. Ursprünglich hatte ich gehofft, im konstruktiven Bereich zu arbeiten. Rückblickend bin ich jedoch sehr froh über die Zuteilung zu den Wiener Linien und zu HABAU, da ich dadurch neue, wertvolle Erfahrungen sammeln konnte. Bei den Wiener Linien lernte ich die Bauherrenseite kennen, während ich bei der HABAU Einblicke in die Bauleitung gewinnen konnte. Diese unerwarteten Erfahrungen haben meine ursprünglichen Erwartungen sogar übertroffen und mir gezeigt, wie wertvoll es sein kann, offen für neue Möglichkeiten zu sein.
Josua: Ja, das würde ich so behaupten. Während des Schachdialogs hatte ich bereits die Möglichkeit, mit meinem jetzigen Vorgesetzten direkt in Kontakt zu treten und über mögliche Inhalte des Praktikums zu sprechen.
Wie wichtig sind erste Praxiserfahrungen während des Studiums deiner Meinung nach?
Sonja: Meiner Meinung nach sind erste Praxiserfahrungen während des Studiums äußerst wichtig. Die praktische Arbeit ergänzt die theoretischen Kenntnisse aus dem Studium und gibt einem die Möglichkeit, das Gelernte anzuwenden. Praktika bieten die Chance, Kontakte zu knüpfen und verschiedene Bereiche auszuprobieren. Man lernt nicht nur fachliche Dinge, sondern entwickelt auch wichtige Soft Skills. Ich denke auch, dass Praxiserfahrung nach dem Studium von Unternehmen sehr geschätzt wird. Es hilft einem, sich besser zu orientieren und herauszufinden, welche Richtung man einschlagen möchte. Insgesamt würde ich sagen, dass Praxiserfahrungen unerlässlich sind, um sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln und den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern.
Josua: Mir ist das enorm wichtig. Ich habe bereits nach wenigen Tagen das Gefühl, dass der Lernfaktor im Berufsleben ein ganz anderer ist als im Studium. Während des Studiums bereits Eindrücke über einen möglichen Berufsalltag zu sammeln und in Kontakt mit erfahrenen Kollegen zu treten, beschleunigt den Lernprozess nochmals.
Welche wichtigen Insights konntest du (oder kannst du bereits) aus dem Praktikum mitnehmen?
Sonja: Bei den Wiener Linien lernte ich viel über Objektmanagement und Gebäudeerhaltung, ein Bereich, den ich vorher kaum kannte. Bei HABAU sammelte ich wertvolle Erfahrungen in der Bauleitung und Instandsetzung. In beiden Praktika konnte ich meine Kenntnisse in Bereichen wie Vergaben und Ausschreibungen erweitern. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, flexibel zu sein und sich auf neue Situationen einzustellen. Diese Erfahrungen haben mir geholfen, mich beruflich neu zu orientieren. Das hat meine Perspektiven erweitert und mir bei der Wahl meiner Studienfächer geholfen. Insgesamt habe ich gelernt, wie wertvoll es ist, offen für neue Erfahrungen zu sein und dass die Praxis oft ganz anders aussieht als die Theorie an der Uni.
Josua: Außerhalb des universitären Lehrplans gibt es unglaublich viele Dinge, die man sowohl fachlich als auch persönlich erfahren und lernen kann. Im Berufsleben sollte ich keine Angst haben, denn kein Meister ist vom Himmel gefallen. Besonders im Praktikum wird nicht erwartet, dass man sofort alle Aufgaben selbstständig und fehlerfrei löst. Es ist normal, um Hilfe zu bitten. Viele Kollegen geben gerne Einschätzungen und Ratschläge in ruhigen Momenten und freuen sich über Wertschätzung.
Würdest du das Programm weiterempfehlen? Warum?
Sonja: Ich würde das Programm auf jeden Fall weiterempfehlen. Es bietet eine sehr angenehme Möglichkeit, sich zu bewerben, besonders für jüngere Studierende. Man wird gut betreut und fühlt sich während des gesamten Prozesses unterstützt. Ein großer Vorteil ist auch die Garantie für zwei Praktika. Das ermöglicht eine gute Planung weit im Voraus und bietet die Chance, verschiedene Unternehmen und Bereiche kennenzulernen. Für mich war es eine sehr gut organisierte Erfahrung, die mir wertvolle Einblicke in die Praxis ermöglicht hat.
Josua: Ja, würde ich! Ich finde das gesamte Konzept ziemlich gelungen. Vom Bewerbungsprozess über den Schachdialog bis hin zu den Praktika erlernt man innerhalb eines sicheren Umfelds einige Soft Skills, die einen persönlich weiterbringen. Von den Praktika mal ganz abgesehen, die natürlich auch fachlich viel zu bieten haben. Ich bin sehr froh, dass ich bei beiden Firmen jeweils zwei Monate sein darf, da es spannend ist, über einen solchen Zeitraum an der Entwicklung eines Projekts mitzuwirken.
Was kannst du anderen Studierenden, die überlegen, sich zu bewerben, mit auf den Weg geben?
Sonja: Ich würde auf jeden Fall raten: Einfach machen! Wenn man sich die Zeit in den Sommer- oder Wintersemesterferien nehmen kann, sollte man es unbedingt tun. Es ist eine großartige Möglichkeit, Orientierung zu bekommen und praktische Erfahrungen zu sammeln. Zudem kann ein Praktikum der erste Schritt sein, um in einem Unternehmen Fuß zu fassen. Mein wichtigster Rat wäre, offen für neue Erfahrungen zu sein. Manchmal landet man in Bereichen, die man vorher gar nicht in Betracht gezogen hat, und entdeckt dabei ganz neue Interessen und Möglichkeiten.
Josua: Traut euch und nehmt den Weg auf euch! Es lohnt sich definitiv, selbst wenn sich die Studienzeit dadurch verlängern sollte. Man bildet neue Kenntnisse auf Ebenen aus, die normalerweise nicht im Studium behandelt werden, und hat später Vorteile, wenn man sich wieder für weitere Jobs bewirbt.
Wie würdest du das Thema Diversity im Bereich der Baubranche definieren? Wie ist es dir ergangen bzw. ist diese Branche schon auf einem guten Weg?
Sonja: In meiner Erfahrung ist das Thema Diversity in der Baubranche durchaus präsent, aber es gibt noch Luft nach oben. Als Frau in dieser männerdominierten Branche habe ich größtenteils positive Erfahrungen gemacht. Bei den Wiener Linien habe ich den Eindruck gewonnen, dass Diversity aktiv gefördert wird. Bei der HABAU war die Situation vielleicht etwas traditioneller, aber ich hatte dennoch ein sehr sympathisches Umfeld. Ich denke, die Branche ist auf einem guten Weg, aber es gibt definitiv noch Verbesserungspotenzial. Insgesamt glaube ich, dass Diversity in der Baubranche wichtig ist, nicht nur in Bezug auf Geschlecht, sondern auch in anderen Aspekten. Es geht darum, eine Atmosphäre der Akzeptanz zu schaffen.
Josua: Diversität ist für mich ein wichtiges Thema, das auf vielen Ebenen betrachtet werden sollte. Die Baubranche war traditionell von Männern dominiert, und das ist auch weiterhin häufig der Fall. Allerdings beobachten wir in der jüngeren Generation ein Umdenken, das zu einer positiven Entwicklung hin zu mehr Geschlechterdiversität führt. Besonders in unserem Studiengang Umweltingenieurwesen sehe ich diese Veränderung. Auch bei AFRY, wo ich als Praktikant tätig bin, zeigt sich dieser Trend.
Fotos: Privat
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15. Dezember 2024