FAMILIEN-ENERGIE

Professorin Ilo über Vielfalt, Familie und die Zukunft der Energie

Als Professorin Ilo vor über 30 Jahren nach Österreich kam, konnte sie kaum Deutsch. Heute leitet sie bahnbrechende Forschungsprojekte zur Energiewende an der TU Wien. Ihr Weg dorthin war nicht einfach, aber geprägt von Durchhaltevermögen, familiärer Unterstützung und der Leidenschaft für ihr Fachgebiet in der Energietechnik.

„Als ich hierherkam, konnte ich nur ‚der, die, das‘“, erinnert sich Albana Ilo, die aus Tirana emigrierte. Mit einem kleinen Kind und ohne Sprachkenntnisse waren die Anfänge schwierig. Doch sie ließ sich nicht entmutigen. Mit Unterstützung ihres Mannes wurde ihre albanische Diplomarbeit übersetzt und schließlich ohne zusätzliche Prüfungen anerkannt. „Ich konnte es kaum glauben“, lacht sie.

Professorin Ilo lernte Deutsch und Englisch parallel und arbeitete sich Schritt für Schritt nach oben – von unbezahlten Forschungsjobs bis zur Professur. Zwischenzeitlich sammelte sie wertvolle Erfahrungen in der Industrie bei Siemens. „Das hat mir sehr geholfen, den Weg zu entwickeln, den ich jetzt an der TU Wien gehe“, erklärt sie.

Die Technik-Frau

Ein Herzstück ihrer Forschung ist das innovative LINK-Projekt. Diese zukunftsweisende Initiative zielt darauf ab, eine neue ganzheitliche Architektur für Stromnetze zu entwickeln, die die Energiewende entscheidend vorantreiben könnte. „LINK ermöglicht eine effiziente Integration von erneuerbaren und verteilten Energieressourcen, unabhängig von ihrer Größe oder Technologie“, erklärt die leidenschaftliche Energietechnikerin. Im Gegensatz zu anderen Ansätzen, die massive Datenmengen setzen, verfolgt LINK einen eleganteren Weg: „Wir können mit einer minimalen Datenmenge die Netze perfekt funktionieren lassen.“ Dies hat nicht nur technische Vorteile, sondern adressiert auch wichtige Fragen des Datenschutzes und der Cybersicherheit. Die Power-Pionierin betont: „Ich kann als verantwortungsvolle Frau nicht dulden, dass meine Waschmaschine von einem Netzbetreiber oder irgendeinem Operator gesteuert wird.“ LINK verspricht eine Lösung, die Effizienz, Privatsphäre und Sicherheit in Einklang bringt. Trotz anfänglicher Skepsis gewinnt das Projekt zunehmend an Anerkennung – ein Beweis für ihr Durchhaltevermögen und ihre Vision in einem männerdominierten Feld. „Es ist eine Lösung, die technisch, wirtschaftlich und umweltfreundlich sein muss“, erklärt sie. Dabei denkt sie auch an die Zukunft: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in 20 Jahren Berge von nicht recycelbaren Batterien haben.“

Die Familien-Frau

Um dies alles zu schaffen, war die Familie stets die wichtigste Stütze. „Meine Kinder haben immer ein warmes, frisch gekochtes Essen von der Oma bekommen“, erzählt sie dankbar. Diese generationenübergreifende Unterstützung ermöglichte es ihr, Karriere und Familie zu vereinbaren. Heute gibt sie diese Werte an ihre Studierenden weiter und betont die Bedeutung familiärer Netzwerke für den Erfolg.

Professorin Ilo berichtet von ihren beiden Söhnen, die in ihre Fußstapfen getreten sind. Der ältere Sohn hat Informatik an der TU Wien mit Auszeichnung studiert und inzwischen seine eigene Firma gegründet. Mit 33 Jahren ist er bereits Vater geworden und jongliert erfolgreich Karriere und Familie. Der jüngere Sohn, 22 Jahre alt, studiert gleichzeitig Technische Physik und Technische Mathematik an der TU Wien und steht kurz vor dem Abschluss beider Bachelorstudien – mit Auszeichnung, wie die Mutter mit Freude anmerkt. „Was mich sehr stolz macht, ist, dass meine Kinder einen erfolgreichen, normalen Weg eingeschlagen haben“, sagt sie. Besonders freut sie sich darüber, dass ihre Söhne den Wert harter Arbeit verinnerlicht haben. „Mama, wir sind wie du“, erzählten sie ihr einmal, als sie sie an einem Samstag beim Arbeiten „erwischte“. Für Professorin Ilo ist der Erfolg und das Engagement ihrer Kinder eine Bestätigung, dass sich ihre eigenen Mühen gelohnt haben.

Die Power-Frau

Ihr Weg war nicht immer einfach. „Als Frau muss man doppelt und dreifach so viel leisten“, sagt sie. Doch sie ermutigt Studentinnen, nicht aufzugeben: „Wir müssen mit unserem Wissen und Können zeigen, dass wir auf Augenhöhe sind und Respekt verdienen und imponieren.“
Trotz ihrer Erfolge bleibt Professorin Ilo bescheiden. Gefragt nach ihrem größten Erfolg, nennt sie ein Industrieforschungsprojekt (Zentrale Spannungs- und Blindleistungsregelung dezentraler Einspeiser): „Hier haben wir wirklich ‚ein Biest‘ unter Kontrolle gebracht. Ich wünsche jeder Technikerin und jedem Techniker, so etwas erleben zu können.“

Diese Geschichte zeigt: Mit Leidenschaft, harter Arbeit und einem unterstützenden Umfeld können Frauen in der Technik Großes erreichen. Sie ermutigt Studierende, kritisch zu denken, unabhängig zu arbeiten und nie aufzugeben. Denn am Ende geht es darum, die Welt ein Stück besser zu machen – sei es durch innovative Energielösungen oder durch das Vorleben von Diversität und Gleichberechtigung im Alltag.

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Foto: Gloria Krenn

Prof. Dipl.-Ing. Drtechn. Albana ILO
Assoziierte Professorin für Elektrische
Energieverteilsysteme an der Fakultät für
Elektrotechnik und Informationstechnik, TU Wien

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Was bedeutet Glück für Sie?
Glück ist für mich, meinen Lieben zu dienen und sie glücklich zu sehen.
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„Zadig“ von Voltaire
Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Mit meinem Enkelkind, als er versucht hat, alleine ein Stück Wassermelone zu essen, er ist acht Monate alt.
Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Zurzeit ist das Eleonore Gewessler. (Interview wurde aufgenommen im Juni 2024)
Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
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Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
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Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und warum?
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Interview Natascha-Simone Paul

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