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Text Sophie Ströbitzer
Foto Shutterstock/ Jenny Koller

Hoch lebe die Vielfalt!


Wieso wir auf allen
Ebenen von Diversität profitieren können

Auf welche Art wir uns bewegen, wie wir wohnen oder wie wir uns ernähren – beinahe jeder Aspekt unseres Lebens wird von technischer Innovation und Forschergeist geprägt. Obwohl Neugier, der Blick über den Tellerrand und die Reevaluierung des Status quo eine zentrale Rolle in der Branche spielen, ist die Technik oft von einer Homogenität in der Belegschaft geprägt. Während die Diskussionen über Vielfalt und Inklusion in den letzten Jahren an Fahrt gewonnen haben, zeigen aktuelle Zahlen und Daten, dass noch viel zu tun bleibt, um eine inklusive und vielfältige Branche zu schaffen.

Diversity – ein absolutes Buzzword am Arbeitsmarkt in den letzten beiden Dekaden. Ähnlich wie Green Economy oder Corporate Culture haben es solche Schlagworte oft an sich, durch ihre schnell überwältigende mediale Präsenz nicht ernst genommen zu werden und vor allem einen „Trend“-Stempel aufgedrückt zu bekommen. Zu Unrecht! Wer einen Blick hinter die Fassade des Wortes „Diversity“ wirft, merkt schnell: Vielfalt und Inklusion am Arbeitsmarkt sind nicht nur essenziell für eine gerechtere Zukunft, sondern tragen zu einer besseren Performance von Unternehmen bei. Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass dieses Wissen noch nicht überall angekommen ist.

Eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey hält 2023 fest, dass nur 22 % aller europäischen Technologiestellen von Frauen besetzt sind. In Berufen, in denen ein besonderes Technologietalent gefragt ist, sind nur 8% weiblich besetzt. Und das, obwohl laut Bericht durch mehr Frauen in der Technik ein wichtiger Teil des Fachkräftemangels gedeckt werden könnte. Aber auch andere Bevölkerungsgruppen werden in der Branche nicht ausgewogen repräsentiert. Der State of European Tech Report 2023 zeigt beispielsweise, dass knapp 84 % aller Start-up-Gründenden in der Branche weiß sind. Auch die unterschiedliche Wahrnehmung der Thematik spielt hier eine Rolle. Im selben Report, im Jahr 2020, wurden Tech-Founder gefragt, ob es gleiche Chancen in der Branche für Menschen mit unterschiedlichen soziodemografischen
Hintergründen gibt. Unter weißen Start-up- Gründenden glauben 40 %, dass ungleiche Chancen herrschen, bei schwarzen/afrikanischen/karibischen Founders sind es 77 %.
Trotzdem scheint die Thematik in den vergangenen Jahren an medialer Präsenz gewonnen zu haben. Woran liegt das?

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„Mit der zunehmenden Individualisierung unserer Gesellschaft haben sich auch die Lebensstile stark differenziert und viele Menschen haben heute eine stärkere Stimme, um ihre Anliegen zu vertreten. Dieser Wandel begann schrittweise vor etwa 20 Jahren und hat durch die Coronapandemie einen weiteren Schub erfahren“, so Zukunftsforscherin und Soziologin Christiane Varga, die zu diesem Thema mit uns gesprochen hat.

Werfen wir einen konkreteren Blick auf Österreich, um die Vielfalt am Arbeitsmarkt einordnen zu können. Die ungleiche Repräsentation beginnt meist bereits im akademischen Bereich. 2021 lag der Anteil an weiblichen Studierenden in MINT-Studiengängen bei 20 %, in den Bereichen Maschinenbau, Mechatronik und Montanmaschinenbau liegt er sogar unter zehn Prozent. Auch in der Wirtschaft spiegelt sich diese fehlende Balance wider. Laut der Europäischen Datenbank sind hierzulande circa 19 % der Beschäftigten in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologie weiblich.

Missachtete Aspekte: Barrierefreiheit und Altersdiversität

Zwei weitere entscheidende Aspekte einer vielfältigen Belegschaft, die auf der medialen Bühne gerne auf der Strecke bleiben, sind Barrierefreiheit und Altersdiversität. Laut dem österreichischen Bundesministerium sind Menschen mit Behinderungen nur zu 53 % beschäftigt, bei starken Behinderungen sind es sogar nur knapp 30 %.
Ältere Arbeitnehmende, insbesondere jene über 50 Jahre, sind in der Technikbranche ebenfalls unterrepräsentiert. Laut dem „State of Age Diversity Report 2020“ machen Mitarbeitende über 50 Jahren in vielen Technikunternehmen nur einen geringen Anteil aus. Dieser Age Gap sorgt laut des Berichts für hohe Kosten. Dabei wird berechnet, wie viel Menschen über 50 Jahren durchschnittlich zum Brutto­inlandsprodukt beitragen und wie viel Geld Branchen entgeht, wenn diese Bevölkerungsgruppe nicht eingestellt oder verfrüht aus dem Arbeitsmarkt gedrängt wird. Im Techniksektor waren das 2018 laut Report weltweit 44,2 Mrd. USD.

Dass generationenübergreifendes Zusammenspiel und Inklusion in einem Technologieunternehmen essenziell sind, weiß auch Hana Delleman, CEO von Hitachi Rail Österreich, die uns für dieses Magazin zu einem Interview getroffen hat:

„Die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Generationen ist uns wichtig. Unsere Systeme sind oft jahrzehntelang im Einsatz, und es ist entscheidend, das Know-how von erfahrenen Kolleg*innen an die jüngeren weiterzugeben. Darüber hinaus achten wir darauf, dass Kolleg*innen nach einer längeren Krankheit gut ins Arbeitsleben zurückfinden und unterstützen auch Mitarbeiter*innen mit speziellen Bedürfnissen, wie zum Beispiel bei Asperger-Diagnosen. Diese Vielfalt macht uns als Unternehmen stark und hilft uns, besser auf die Bedürfnisse unserer Kund*innen und Mitarbeiter*innen einzugehen.“

Studien belegen die Vorteile von Diversität

Dass Diversität nicht nur zu einer gerechteren Gesellschaft mit einer ehrlichen Chancengleichheit beiträgt und nicht nur aus einer moralischen Perspektive wünschenswert ist, wissen wir eigentlich schon eine geraume Zeit. Denn die Vorteile einer diversen Belegschaft sind gut dokumentiert und unbestreitbar. Mehrere Studien, darunter auch ein
Bericht aus dem Jahr 2019 von McKinsey & Company, zeigen, dass Unternehmen mit hoher Geschlechterdiversität eine um bis zu 25 % höhere Wahrscheinlichkeit haben, überdurchschnittliche Profitabilität zu erzielen und eine ethnisch diverse Belegschaft zu 35 % besser performen kann.

Eine weitere Studie der Boston Consulting Group fand heraus, dass diverse Führungsteams innovativer sind und bis zu 19 % höhere Einnahmen generieren können als ihre Mitstreitenden. Ein höherer Grad an Diversität, insbesondere in der Führungsebene, führt zu einer besseren Anpassungsfähigkeit an Marktveränderungen und einer gesteigerten Kreativität.

Diese Vorteile kennt auch Manuel Knapp, Leiter der Abteilung People Development & Culture bei Porsche Österreich: „Wir leben Vielfalt und Diversität aus Überzeugung. Wir wissen, dass Diversität mehr denn je einer der entscheidenden Faktoren ist, um als Unternehmen erfolgreich zu sein.“

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Nach einem Blick auf die Zahlen können wir feststellen, dass die Beschäftigten des Technologiesektors die Vielfalt unserer Gesellschaft aktuell nicht widerspiegeln. Dass wir von inklusiveren Bedingungen und Perspektiven profitieren, wissen wir auch – wenn wir einen Blick auf die zahlreichen Studien dazu werfen. Was ist also notwendig, um unser Wissen anzuwenden? Darüber macht sich auch das TU Wien Career Center Gedanken.

„Diverse Teams sorgen dafür, dass die entwickelte Technologie verschiedene Menschen anspricht und auch repräsentiert. Durch inklusive Produkte und Dienstleistungen kann Benutzerfreundlichkeit und Zugänglichkeit für alle gewährleistet werden. Barrieren werden abgebaut und dadurch wird Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft gefördert. Dies ist besonders in der Technologiebranche von Bedeutung, da hier Produkte und Services entwickelt werden, die sich auf unser aller Leben auswirken, sei es im Bereich Kommunikation, Gesundheit, Bildung, Freizeit, Sicherheit oder Arbeit.

Das heißt für Unternehmen, ganz bewusst in den Aufbau von diversen Teams zu investieren und Diversity & Inclusion als klares Unternehmensziel zu definieren. Vorurteile und Stereotype in unserer Gesellschaft führen vor allem dazu, dass Mädchen und Frauen sich seltener für technische Berufe oder Studiengänge entscheiden. Die Sichtbarkeit von Frauen in der Branche, weibliche Role Models, Lehrkräfte und Mentor*innen können hier sehr viel bewegen, und Unternehmen müssen aktiv an einer Unternehmenskultur arbeiten, die Inklusion möglich macht. Zusätzlich gilt für mich eindeutig: Gemeinsam sind wir stärker. In einer Welt, in der Gleichberechtigung gelebt wird, profitieren alle“, so Career Coach & Diversity Consultant Tina Landreau des TU WienCareer Centers.

Durch gezielte Maßnahmen zur Förderung von diskriminierten Gesellschaftsgruppen und einem generationenübergreifendem Ansatz kann die Technikbranche nicht nur diverser, sondern auch innovativer und profitabler werden. Unternehmen müssen weiterhin Anstrengungen unternehmen, um Barrieren abzubauen und eine Kultur der Inklusion zu fördern. Politische Initiativen und Programme sind wichtige Schritte, aber es ist auch die Verantwortung der Industrie, aktiv zur Förderung der Diversität beizutragen. Die Zukunft der Technik ist divers. Eine wirklich inklusive Technikbranche ist nicht nur ein Ziel, sondern eine Notwendigkeit, um die Herausforderungen einer globalisierten und technologisch fortschreitenden Welt zu bewältigen.

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