Future of Work
13.08.2018
Jobs im Zeichen der Digitalisierung.
Interview mit Werner Kolarik und Mikhail Arshinskiy von Deloitte Digital.
Was sind die größten Herausforderungen am Arbeitsplatz der Zukunft?
Werner Kolarik: Flexibilität ist beim kontinuierlichen Wandel unabdingbar. Unsere Arbeitsweisen ändern sich gerade grundlegend. Wir sprechen dabei von der „Gig-Economy“: weg vom klassischen Nine-to-Five-Job mit fixem Arbeitsverhältnis und -platz, hin zu einem kurzfristigeren,unabhängigeren Engagement. Durch die Globalisierung steigt außerdem die internationale Konkurrenz. Der Talentepool wächst und Bewerber_innen müssen sich für begehrte Stellen gegen einen immer stärker werdenden internationalen Mitbewerb durchsetzen.
Wie können sich Student_innen auf die neue Arbeitswelt vorbereiten?
Werner Kolarik: In einer zeit der ständigen Veränderung muss man vor allem mit Unsicherheit konstruktiv umgehen können. Da es in der zukünftigen Arbeitswelt wesentlich weniger Struktur geben wird, müssen Student_innen schnell lernen, anpassungsfähig zu sein. Das Aneignen analytischer Skills rückt in den Mittelpunkt. In Zukunft wird es immer relevanter, Daten zu verstehen und zu interpretieren. Aber auch Kreativität gewinnt an Bedeutung. Kreatives Denken ist etwas, das nicht in absehbarer Zeit von Maschinen übernommen wird. Soft Skills wie soziale und emotionale Intelligenz sind in einer internationalen, multikulturellen Arbeitsumgebung ebenfalls gefragt.
Welche besonderen Fähigkeiten und Kenntnisse müssten Absolvent_innen für das digitale Zeitalter mitbringen?
Mikhail Arshinskiy: Neue Technologien wie Artificial Intelligence und Blockchain legen den vermeintlichen Schluss nahe, die Digitalisierung erfordere ein komplett neues Bewerberportfolio. In Wirklichkeit bleibt der grundlegende Anspruch aber derselbe: Lernbereitschaft, algorithmisches Denken und die Fähigkeit, nach Informationen zu suchen, sind für Absolvent_innen technologischer Fachrichtungen heute wie damals entscheidend. Durch den schnellen Wandel ändern sich allerdings die Zeitabstände zwischen den Lernphasen. Technikstudent_innen und -absolvent_innen haben oft nur wenige Monate Pause, bevor sie sich wieder weiterbilden müssen.
Was macht die zukünftigen Jobs aus?
Werner Kolarik: Technologie spielt eine immer größere Rolle. Dementsprechend entwickelt sich auch die Jobnachfrage. Durch die wachsenden Datenmengen werden zum Beispiel Berufe wie Data Analyst immer gefragter. Um diese Daten dann entsprechend einzusetzen, braucht es gleichzeitig auch mehr Software-Entwickler_innen. Gefährdet sind Jobs, die repetitiv, wenig abwechslungsreich und folglich einfach zu automatisieren sind. Das betrifft vor allem recherchetätigkeiten in Bereichen, wo mit großen Datenmengen gearbeitet wird.
Die Digitalisierung kreiert allerdings auch völlig neue Berufe. Aufgrund der Etablierung von künstlicher Intelligenz werden wir in Zukunft Mitarbeiter_innen brauchen, die Maschinen trainieren und ihnen Fähigkeiten beibringen.
Wonach sucht das Beratungsunternehmen Deloitte?
Mikhail Arshinskiy: In der digitalen Welt herrscht ein spannender Konkurrenzkampf. Ein hohes Maß an Motivation und Stressresistenz ist daher wesentlich. Auch der Wille zu ständigem Lernen sollte bei Bewerber_innen sehr ausgeprägt sein. So geht es beispielsweise im Bereich Software Development bei Absolvent_innen nicht nur darum, Programmiersprachen zu beherrschen – entscheidend ist vor allem auch, das Grundprinzip verstanden zu haben, neugierig zu bleiben und offen gegenüber neuen Entwicklungen zu sein.
Wie macht Deloitte seine Mitarbeiter_innen fit für die digitale Arbeitswelt?
Mikhail Arshinskiy: Lernbereitschaft ist bei uns eine unbedingte Voraussetzung, die wir gezielt fördern. Unseren Mitarbeiter_innen stehen beispielsweise mindestens zwei Wochen Weiterbildung im Jahr zur Verfügung. Den Bildungsschwerpunkt der ersten Woche bestimmen wir, die zweite Woche können die Mitarbeiter_innen frei gestalten. Expert_innen für Java müssten sich bei uns also in der ersten Woche zum Beispiel mit „.NEt“ auseinandersetzen, um die andere Seite zu verstehen. Auch haben unsere Mitarbeiter_innen die Möglichkeit, an internationalen Konferenzen und Meetings teilzunehmen. So sammeln sie wertvolles Know-how und tauschen sich mit anderen Expert_innen aus.
Doch nichts geht über „On-the-job-Learning“: Umfassende Praxiserfahrung ist das A und O.
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